AD(H)S und Alles verbieten?
Hallo!
Aufgrund der Tatsache, dass mein Sohn ADS (Hypoaktiv) hat, schränke ich sehr viele Sachen schon sehr ein. Er darf nur selten an meinem Arbeitscomputer und wenn dann nur Lernspiele, er darf nur 30 Min Fernsehen am Tag, Süßigkeiten gibt es selten. Bis jetzt fand ich das auch alles OK, denn wenn mir jetzt einer blöd kommt mit das Kind sitzt nur vor der Glotze, dann kann ich sagen: Nein, dass stimmt nicht! Nun ist es so dass er in der Schule fast durchgängig „durchschläft“( trotz Ritalin), ich habe ihn untersuchen lassen, schicke ihn früher ins Bett, doch nichts verbessert sich (noch nicht einmal ein bisschen). Nun dudelt von morgens früh bis abends spät eine Kassette/CD (Ausnahme Hausaufgaben, Essen). Soll ich ihm dass jetzt auch noch eindämpfen? Er ist ja nur noch wo anders! Mit was habt ihr gute Erfahrungen gemacht (Aufmerksamkeit steigern)? (Therapien, eigene Schritte, Sport).
Gruß anja
Hallo Anja,
Ich kann dich sehr gut verstehen. Ich weiß auch schon nicht mehr was ich meinen 9 jährigen Sohn noch verbieten könnte. Erst vor kurzem wurde bei Ihm ADS festgestellt nach 5jährigem hin und her von Arzt zu Erziehungsberatung, Ergotherapie usw. alles was Ich zu hören bekam war da stimmt vielleicht was nicht mit meiner Kindererziehung, Obwohl ich noch eine kleine Tochter habe die das genaue gegenteil ist und sich mein ganzes Leben nur noch um die Kinder dreht. Das schlimmste ist er hat keine Freunde und wird in der Schule von anderen nur gehänselt was schließlich zu Depressionen und aggressiven Verhalten geführt hat. Familie kommt uns schon lange nicht mehr besuchen da es jedesmal damit endet das er bis aufs Blut kritisiert wird ich Ihn in Schutz nehmen muß. Da kommen dann Sprüche wie: alles was der braucht wär mal ne tracht prügel oder Ich erzieh mein Kind falsch. Er bekommt das alles mit. Freunde kommen nur noch wenn er in der Schule ist. ADS ist für die keine Krankheit sondern nur ne Ausrede. Jetzt endlich soll er einen Notfalltermin binnen der nächsten Woche in der Uni ADHS/ADS Studie bekommen wegen schwerer depressiver Störung. Jetzt erst wo schon fast alles kaputt ist. Wir wissen nicht was uns erwartet aber es kann nur besser werden. Ich finde es echt schade das niemand auf deine Frage geantworted hat. Überhaupt sehr still hier wie es scheint. Ich wünsch die noch viel Glück mit deinem kleinen. Ich finde du machst das toll ich weiß ja wie schwer es ist immer alles verbieten zu müssen und du hast da einen ganz tollen plan entwickelt der nicht immer leicht durchzusetzen ist. Bei mir klappt das nicht immer so.
Liebe Grüsse Sonja
Hallo Sonja,
macht mich immer ganz wild wenn ich lese, dass jeder sich anmaßt es auf die Erziehung zu schieben. Habe meinen nicht mal nen Klapps verpaßt, wer gibt denn Eltern eine auf den A.. wenn sie was „falsch“ machen? Hast du schon mal die Verwandtschaft mit ihren Misstaten an dir konfrontiert? Würde mich interessieren was dann passiert. Meine Diagnose war mit 41 und ich rechne es meinem Vater hoch an, dass er danach sichtlich bekümmert über seine Erziehungsmethoden war. Diese Entschuldigung war viel wert für unser gegenseitiges Verständnis. Mit 9 Depressionen und ständig Kritik vom Umfeld, das ist für dich als Mutter sicher schwer zu tragen, wer hilft dir dabei? Hast du wenigsten ne leibe Freundin?
Grüße border2beyond
Hallo Ihr Zwei,
ja, auch hier kann ich meinen Senf dazu geben, was ich jetzt auch tue… ;0) Wie schon gesagt hab ich ja auch zwei Kinder und hab mir seit der Diagnose ADS ohne H. auch schon ganz tolle Sachen anhören dürfen. Z.B.:geh doch mit Deinen Kindern raus, dann wird es von allein besser (witzig, ich sperr ja auch meine Kinder gleich im Keller ein wenn sie heim kommen…) die sind den ganzen Tag draußen, aber egal, dann sollte ich doch auch strenger durchgreifen und um Gottes willen ja nicht mit Medikamenten anfangen. Solche Ratschläge können auch nur von Leuten kommen, die nicht mal wissen, was ADHS ausgesprochen heißt!!! Die haben keine Ahnung durch welche Hölle man als Mutter geht, wenn der Kleine Heim kommt und völlig depri ist, weil ihn keiner in der Klasse leiden kann und alle ihn nur ärgern…wenn selbst schon Eltern in die Schule kommen und nicht wollen, das ihr Kind neben meinem sitzt. Wie soll ich ihm das erklären??? Von den ganzen anderen kleinen Dingen mal ganz abgesehen. Aber ich bin aufgestanden und hab mich auf die Hinterbeine gestellt und bin in der Schule nicht auf taube Ohren gestoßen, außer der Sportlehrer, der hält mich wohl immernoch für unfähig, weil sich mein Kind nicht so schnell anziehen kann wie andere und er das ja auch nur macht um ihn zu ärgern…..kann ich nur mit dem Kopf schütteln! Mich kotzt das Verhalten von manchen Leuten echt so an. Da kann ich wirkich von Glück reden, das unsere Familien zu 100% hinter uns stehen und ich mir da keine Sorgen machen muß.
Glauben die denn für uns ist es leicht? Aber Kopf hoch, es gibt zum Glück auch noch normal denkende Menschen, man muss sie nur finden!!!
Liebe Grüße Spot
Hallo Zusammen,
wie schon gesagt meiner hat kein ads (er hat zu den Verhauten gehört) ich habe ihm z.B. nicht geraten zurückzuhauen, wie alle meinte, sondern seine humanitäre Art gelobt und ihm profezeit, dass mit dem Alter sich über Diskussionen auseinandersetzt und er dann der „Gewinner“ ist. Weiß nicht ob es funktioniert, aber vielleicht könnt ihr über das Bewußtmachen ihre Stärken vermitteln, und damit den Frust lindern. Rede aus meiner Kindheit, mein anderstsein habe ich als was besonderes empfunden. Es hat mir das Gefühl, über ihnen zu stehen, gegeben. Ihr Unverständnis war für mich Unwissenheit. Meint ihr es könnte klappen?
Grüße border2beyond
Hello again border2beyond,
Das mit den Eltern auf den A…. ich schüttle mich gerade vor lachen, stell mir das bei meinen Eltern grade so bildlich vor und ich glaube von Erziehungsratschlägen sollte meine Mama sich ganz fern halten. Bin schon ganz froh das Sie als ich 12 war aufgegeben hat mit zu Erziehen obwohl ich eigentlich mehr die ruhige von 7 Geschwistern war. Nur halt die Schulische Leistung (und die wurde bei uns großgeschrieben) war nicht so besonders und ich war mehr ein Eigenbrötler wie jetzt mein Sohn. Na ja ich war dann im Heim bis 16 was mir richtig gut tat.Ich hab’s sogar geschafft ne Lehrstelle zu bekommen mit Unterkunft und stand auf eigenen Füßen. Die Annerkennung im Arbeitsleben hat mich damals angetrieben, zu beweisen das ich auch ohne Hilfe von Familie kann. Die beste Zeit überhaupt. Ganz großen Respekt für deinen Vater, ich glaube viele Eltern haben Angst sich Fehler einzugestehen wenn es um Erziehung geht. Ich glaube Verständnis und Einsicht auf beiden Seiten ist sehr wichtig. Ich bin keine Heilige, ich glaube ich habe auch sehr viel falsch gemacht in der Erziehung meines Sohnes.Ich hätte schon viel eher STOP sagen müssen, es gar nicht zulassen dürfen das irgendjemand vor den Kindern so redet. Ich hab zuviel geschimpft mit Ihm weil ich selbst unter Druck war, die ständige Kritik an meiner Art von Erziehung. Das ich meinem Sohn nicht Respekt beibringe und nicht hart genug bin, ihn ständig verteidige. Aber Druck ist keine Entschuldigung. Er schluckt den ganzen Tag nur Kritik, wird gehänselt. Er traut sich ja nicht mal mehr auf den Spielplatz vorm Haus es sei den er ist leer. Kein wunder wenn er dann zuhause alles rauslässt, den ganzen aufgestauten Frust. Vor 4 Wochen war mir dann klar dass es so nicht weitergeht. Ich war selbst bei einem Therapeuten und hab Ihm alles vor die Füße gekotzt, nichts ausgelassen, weder von mir noch von den Kindern. Das erste was ich zu hören bekam war: „Haben sie schon mal daran gedacht sich selbst auf ADS testen zu lassen“…… Schock!!!!!! Ging dann auch alles ganz schnell, ich hab mich nur gewundert das es bei meinem Sohn mit der Diagnose so lange gedauert hatte 5 Jahre + 6 Monate Wartezeit um in die ADS Studie aufgenommen zu werden. Als erstes hab ich mir Hilfe geholt in form einer Familienbegleitung die sich sehr gut mit ADS auskennt. Sie hat dann 2 Wochen lang unseren Tagesablauf miterlebt. Für mich war das Super aber die wenigen Leute die noch zu uns kamen haben sich noch mehr distanziert da Claudia (unsere Familienbegleitung) absolut kein Blatt vor den Mund nahm und Kritik können die meisten nur schlecht vertragen… Manchmal muss ich lachen wenn ich an das Gesicht meiner Mutter denke als ihre ganze ungeduldige kritisierende Art gegenüber den Kindern in Frage gestellt wurde… der Schock… die letzten Worte bevor Sie schnell gegangen ist: So eine Unverschämtheit, muss ich mir in meinem alter noch vorschreiben lassen wie ich zu reden hab.
Na ja, Sie konnte es sich halt nicht verkneifen bei Claudia über mich und meine Erziehung zu nörgeln und Ihren eigenen Senf dazuzugeben, Kinderohren nebendran weit offen.
Tat mir echt gut auch mal verteidigt zu werden. Nur schade weil ich mich eigentlich immer um Familienkontakte bemühe. Freunde? Ja ich hab gute Freunde aber auch die kommen nur noch selten und wenn dann wenn die Kinder in der Schule sind. Es ist schwer sich ständig anhören zu müssen: Mein Kind kann das und dass und was für Super Noten sie haben und was hat denn deiner im Zeugnis? Mein Sohn ist dann immer ganz niedergeschlagen wenn er das hört.
Seit das mit dem ADS sicher ist kommt zumindest von der Seite keine Kritik oder unüberlegte Ratschläge mehr.
Bin im Moment selbst mehr ein Eigenbrötler wieder aber ich muss dazu sagen uns allen geht es besser damit.
Claudia hat mir auch sehr geholfen das Sie beim Arzt bestätigt hat das mein Junge depressiv ist dadurch bekommt er jetzt nächste Woche endlich seinen Termin für einen Stationären Aufenthalt wo er dann auch mit Medikamenten anfängt. Spot, du hast Recht, man muss sich manchmal erst auf die Hinterbeine stellen um etwas zu erreichen.
Hab ich auch gemacht. Ich bin einfach in die Schule und hab alles Info Material was ich nur bekommen konnte über Kinder mit ADS auf den Tisch gelegt. Die haben etwas dumm geschaut aber es hat sich einiges verbessert seitdem. Ich wünschte unsere Kinder wären auf derselben Schule. Es ist nicht nur für Erwachsene wichtig zu wissen sie können mit jemanden im gleichen Boot reden, sondern gerade für Kinder ist es wichtig zu wissen Sie sind nicht die einzigen. Manchmal stell ich in Frage was ist „Normal“ Vielleicht sind wir ja die wirklich normalen…
Ok, Sonja..STOP sonst fängst du an zu nerven.. Haha. Wusste selbst nicht dass ich freiwillig so viel Ausdauer zum Schreiben haben kann Euch allen beiden noch nen schönen Freitag ich schau dann später nochmal rein und nehm mir die anderen Themen vor.
Liebe Grüße Sonja
HalliHallo an Alle,
du hast viel schönes in deinem Text geschrieb! Wow hast ja ne belebte Vergangenheit! Anerkennung durch den Beruf, ist mir auch so gegangen. Da meine Schulzeit der Horror war und erstmalig im Studium erlebt das ich auch was kann. Keine Noten mehr, habe extreme Prüfungsangst, nur noch mein Können wurde gefördert. Leider schlägt sich das zu oft bis in Workaholic um. Falsch gemacht hat jeder was, aber Kinder verstehen es auch wenn du dich als Mensch erklärst und um Entschuldigung bei ihnen bittest. Unfehlbarkeit deinerseits mit Beispielen ihrer vergleichst. Möglichkeiten ihnen für Kritik an dir einräumst. Damit wächst auch der gegenseitige Respekt, den kann man nicht erziehen nur vorleben. Wenn ich eure Texte von der Verachtung und offenen Kritik an Kinder lese wird mir Angst und Bange. Mein mangelndes Selbstvertrauen mit 19 hat mich völlig verstummen lassen und hätte ich damals nicht meinen Mann kennengelernt, wäre ich heute vermutlich in der Klapse und würde immer noch kein Wort sprechen. Bitte versucht alles um ihnen wieder Mut zu machen, es ist der Gesellschaft die nicht paßt nicht unsere Kinder! Hut ab mit der Familienbegleitung, das traun sich wenige.
Freunde stehen auch mit nervigen Situationen zu mir, und wer wie was wieviel kann ist völlig irrelevant.
Sonja du nervt nicht, die meisten haben so angefangen, Und es ist und tut gut, gelle?!
Grüße border2beyond
Hallo Border2beyond, Annerkennung ist der Stoff der uns antreibt ob auf der Arbeit oder zu hause. Aber nicht übertreiben, du brauchst auch mal Zeit für dich. Lass dich nicht ausnutzen in deiner Gutmütichkeit. Zu den Fehlern, ja die machen wir alle. Die meisten Erwachsenen sind nur zu Stolz sich bei Ihren Kindern zu Entschuldigen. Falscher Stolz wenn du mich fragst. Dabei kann man so viel bewirken indem man seine eigenen Fehler eingesteht. Wir machen jetzt jeden Tag ne kleine Abendrunde wo jeder sagen kann was ihm besonders gut gefallen hat, womit es einem nicht so gut ging, was man besser machen könnte. Halt auch einfach Frust loszulassen. Meinem Sohn hilft das total.. Innerhalb von 1 Woche war er auch schon viel zugänglicher, zumindest zuhause. Vielleicht sind es aber auch die fehlenden Besucher die immer so viel zum Thema zu sagen haben oder einfach die Tatsache das mein Sohn jetzt weiß das ADS eine Krankheit ist und das ich ihm helfen will. Ich bin richtig Stolz auf ihn 🙂
Auch bin ich froh dass du damals in deiner Beziehung wieder Selbstvertrauen gefunden hast. Manchmal kann da der richte Partner Berge versetzten. Und Freunde sind auch ganz wichtig. Die Probleme sind zwar damit nicht automatisch weg aber es hilft ein bischen. Ich bin froh das es Menschen wie Dich gibt, du bist schon was ganz besonderes. 🙂 So und jetzt aber ab in die Heia mit mir, hab total die Zeit vergessen aber morgen ist ja auch noch ein Tag.
Süße träume an alle die mich hörn
Sonja
PS: (Ganz kleinlaut) Ja es tut gut
Gut geschlafen Sonja,
danke für dein Lob, stoß ja gleich am Türrahmen an 🙂
Abendrunde ist prima, bei uns wird auch alles ausgesprochen. Wir gehen alle zusammen einmal die Woche zusammen sportel und danach in die Sauna, in diesem Rahmen ist auch eine relaxte und gute Atmosphäre für Verständnisgespräche.
Grüße border2beyond
Hallo ihr zwei,
das mit der Abendrunde kann ich auch nur empfehlen, wir machen das auch, meißt am Abendbrottisch, wo alle mal zusammenkommen. Wir lassen dann alle der Reihe mach sagen, was ihnen gefallen hat und was nicht. So haben wir immer bissel einen Überblick, was wir verändern könnten, oder was gut gelaufen ist.
Ich hab auch kein Problem damit, mich bei meinen Kindern zu entschuldigen, schließlich verlangen wir es ja auch von ihnen, da sollte man ja mit gutem Beispiel vorangehen!!!
Freu mich echt schon auf´s chaten mit euch…
bis dahin…
Grüße Spoti
Hallo Zusammen,
klasse von eueren Familienbeziehungen zu lesen, da sagen die Leute ihr macht was falsch – die haben ja keine Ahnung! Meiner Meinung nach kann man Kinder nicht erziehen, man kann ihnen nur vorleben was richtig (und falsch) ist.
Wir haben immer zwei Möglichkeiten zu Wahl gelassen, und bei Gefahr einfach die Konsequenz beschrieben.
Grüße boder2beyond
Klasse, eure Beiträge liesen mich gerade nachdenken wie das in meiner Kindheit ablief, allerdings gabs da noch nix in Bezug auf ADHS dementsprechnd is meine Schulische Laufbahn eine einzige Katastrophe. Im Bezug auf Kindern kann ich leider ach nix beitragen, aber miteinander die Komunikation aufrecht erhalten is mal das Grundprinziep um sich verständlich zu machen.
Ich hatte erst mit 32 meine Diagnose und war bis dahin eigentlich der ständige Eigenbrötler, naja wenn man es genau nimmt, der Freundeskreis besteht eigentlch auch nur aus einem sehr guten freund und einem der nur manchmal zu Besuch bei uns in der Ortschaft ist. Aber mit beiden versteh ich mich trotzdem prächtig, mit den nächsten Angehörigen aus der familie hingegen gibts nur streit, da die (von ADHS keinen blassen Schimmer) immer alles besser wissen. Ich denke ihr seit mit eurem System mit den abendlichen Tagesreflektionen sicher auf dem richtigen Weg.
Sowas les ich auch zum ersten mal das es ausserhalb eines Internats quasie Familienintern abgehalten wird!!
Klasse,
mfg. Udo
hm??? ich weiß zwar inzwischen, dass es anscheinend nicht die regel ist, dass man in familien wenigstens einmal am tag zusammen sitzt (normalerweise beim mittag- oder abendessen) und sich unterhält was in der schule bzw. den tag über so los war und wer was geplant hat – aber irgendwie wunder ich mich immer wieder…
ich kenne es nicht anders. Als ich kind war, wurde bei uns immer abends warm gegessen, wenn mein vater heimkam. wir waren 5 Geschwister und jedes kam zu wort, jeder konnte sagen was ihm stinkt, was ihm tolles passiert ist und was er vorhat. beim unserem Familienabendessen wurden probleme geklärt, reflektiert, pläne geschmiedet, Witze gemacht, geschimpft, sich ausgeheult und viel gelacht.
uns wurde nie druck wegen der schulischen leistung gemacht. jetzt da ich selbst eine familie habe, handhabe ich das genauso – denn es war gut! ich bin nicht in einer mustergültigen vorzeigefamilie großgeworden, es gab auch weniger schöne seiten, aber ich muss sagen sehr vieles haben meine eltern instinktiv richtig gemacht.
und diese dinge behalte ich bei. es ist einfach wichtig miteinander zu reden, denn wie will man sonst den anderen verstehen?
und wenn man sein gegenüber nicht versteht, wie will man sich denn dann vertragen?
schade, dass es immer weniger familien gibt in denen abends z.b. gemeinsam was vorgelesen wird, in denen wenigstens eine mahlzeit gemeinsam eingenommen wird, in denen man beim gutenacht-sagen nochmal über den vergangenen tag redet, in denen überhaupt gemeinsam geplant wird, in denen mal sonntags ein tischspiel gespielt wird oder zusammen durch den wald gestöbert wird…
also mir würde das sehr fehlen!
deswegen hat mich das eigentlich eher entsetzt, dass du udo sowas nur von einem internat her kennst!
lg ameise
ne also beim Essen will ich eigentlich meine Ruhe haben, da nervt es wenn dauernt irgendeiner mich mit Fragen unterbricht!!! bzw. werden die Leute immer ungezogen wenn es von mir keine antwort gibt!! Wie das bei anderen Familien läuft weis ich nicht, ich hab keine Freunde mit Kindern!! Ich selbst bin au noch Single!! Letzteres is im Moment auch ganz gut so, hab schon genug mit mir zu tun!!
[b]Tja, bei uns ist leider auch anders herum…
Wenn ich mit meinem Sohn gemeinsam esse und die täglichen Dinge bereden möchte, dann mag er nicht…
Entweder möchte er seine Ruhe haben, oder aber, er erzählt mir irgendwelche Fantasiegeschichten…
Die zwar meist wunderschön und spannend sind, aber leider an den gemeinsamen Gesprächen vorbei gehen…
Ich habe noch keine gute Lösung dafür gefunden…
Leider, leider…
Liebe Grüße und schöne Ostern…
Marlene
Hm, Marlene, vielleicht müßt ihr das einfach festlegen.
Als ich im Alter deines Sohnes war, da habe ich meine Eltern auch zugetextet, mit allem möglichen, was MICH beschäftigt hat. Es ist ja auch gut, dass Kinder ihren Eltern erzählen können was so mit ihnen los ist, aber meine Eltern haben mir konsequent klar gemacht, dass nicht nur ich am Tisch sitze sondern auch andere Personen.
Dadurch habe ich gelernt, dass Jedem eine gewisse Sprechzeit zusteht.
Jetzt wirst Du sicher nicht über alle deine Sorgen mit deinem Sohn sprechen wollen, aber Du kannst ihm klar machen, dass es überall wo Menschen zusammenleben auch Dinge zu besprechen gibt.
Ihr könnt die Zeit beim Essen nutzen und jeder erzählt was er erlebt hat und danach wird besprochen was es für den Tag zu klären gibt, oder aber er muß im Anschluß von seiner Spiel-und Freizeit ein bißchen abgeben und ihr redet nach dem Essen darüber, was es für den Tag noch zu klären gibt.
Wenn das für euch ein wesentlicher Punkt ist, und Dir viel dran liegt, dass das Essen nicht nur durch die Fantasiegeschichten deines Sohnes sondern auch durch andere Gesprächsthemen gekrönt wird, dann würde ich das einführen.
Wenn ein Kind und vorallem ein ADSler das nicht von kleinauf kennt, dann muß es das verinnerlichen, und ihr könnt z.B. während der Hauptmahlzeit über das reden was euch beschäftigt und beim Nachtisch über die Dinge die noch für den Tag anstehen. Dabei gilt aber nicht, das Joghurt schnell leer zu löffeln und weg. Dabei gilt, zu warten bis die Punkte besprochen sind.
Wenn Du merkst, dass das nicht geht, dann stelle eine Eieruhr oder schreibe die Punkte auf ein Blatt und hake sie ab, so dass dein Sohn sieht, was es noch zu besprechen gibt.
Ich weiß, das wirkt Alles sehr gestellt, aber ich denke deine Situation ist auch anders. Hättest Du drei Kinder und einen Mann am Esstisch sitzen, dann würde sich automatisch ein buntes Gespräch entwickeln und jeder würde zu Wort kommen. Alleine mit einem Kind gibt automatisch oft das Kind den Ton an.
Diese Familienerfahrung kann dein Sohn nicht so machen, und so lernt er auch nicht welche Regeln es dabei gibt.
Mit Eieruhr oder Plan kannst Du einfach vorgeben, worauf es ankommt und das Ganze ein bißchen lenken.
Und natürlich darfst Du sagen: Moment, jetzt bin ich dran !!! oder …Wir sind noch nicht fertig …Aber ich glaube das brauche ich Dir nicht zu sagen 😉 Um nochmal auf den Anfang des Themas zurückzukommen.Das Thema heißt: Alles verbieten? Ich denke es kommt immer darauf an, ob ein Kind eine Sache als Verbot oder als familieninterne Regelung erlebt. Ich habe mir überlegt, wo das Problem mit der Kassette ist.
Also, nicht nur ADS-Kinder hören sich Kassetten stundenlang von hinten bis vorne an.
Das habe ich auch gemacht – Uppps ich war ja ein ADS-Kind.*gg* Jaaa – Nein, also Kinder leben von der Wiederholung, und ein stückweit brauchen sie das auch.
Wie oft habt ihr ein Bilderbuch vorgelesen ??? Es ist euch längst zu den Ohren rausgekommen, aber ihr eure Kinder wollten es wieder und wieder hören.
Fakt ist, gerade ADS-Kinder können sich bei dieser Hintergrundkulisse wunderbar konzentrieren. So absurd es ist, aber sie brauchen dieses Blabla im Hintergrund um bei sich zu sein.
Sicher sitzen die Kinder dann da und malen ganz konzentriert und bauen Legos. Es ist wichtig zu beobachten, ob dabei die sozialen Kontakte leiden, sprich, ob sie sich überhaupt noch mit anderen Kinder treffen oder ob grade die Hypos sich völlig in ihre Welt zurückziehen.
Grundsätzlich würde ich es ihm lassen, denn es dient auch zur Entspannung und dazu, zu sich selbst zu finden, und das ist bei der Reizmasse die die Kinder aufnehmen müssen ja oft ein echtes Problem.
Er soll es so laufen lassen, dass sich Niemand dran stört.
Bitte keine Kopfhörer, denn dann schottet er sich ab, falls er das überhaupt ertragen würde, aber die Lautstärkeregelung orientiert sich am Bedürfnis der Familie.
Was denkt ihr Anderen dazu ???
Alles Liebe
s´Schnegg
@Marlene: Schön, dass Du wieder da bist !!!
Es ist immer ganz unterschiedlich bei den Plauderstündchen mit meinem Sohn…
Gestern Abend und heute Morgen, da hat er immer und immer wieder den Urlaub Revue passieren lassen, und auch noch viel davon erzählt…Zumal wir ja sehr viel Zeit, getrennt voneinander verbracht haben… Es klappt mal besser und mal schlechter mit der Kommunikation…Zettel abgehakt, das haben wir auch schon gemacht…
Ist ja nicht, als ob wir nicht schon so einiges probiert hätten…
Aber mein Süßer ist nun mal nicht so der Typ, der sich gerne mitteilt…
Und von daher lasse ich ihn dann auch gewähren…
Menno, es gibt Tage, da hab auch ich keine Lust, und erwarte ja dann auch dass es akzeptiert wird…
Was die Verbote anbelangt, die händel ich schon so, dass er zwar auf der einen Seite die Konsequenz spürt, aber auf der anderen Seite muss es eben dann auch sinnvoll sein, denn etwas, was ihm hilft, wie abschalten das verbiete ich ihm nie…
Auch gibt es kein Hausarrest bei uns, oder Kinder, die dann nicht zum spielen zu uns kommen dürfen…
Mein Sohn hat jetzt das erste Mal in seinem Leben Freunde und das ist etwas, womit ich ihn nie bestrafen würde, dass er diese dann nicht treffen kann…
Medienverbot klappt ziemlich gut bei uns, oder aber, wenn das nicht fruchtet…
Meine Geheimwaffe…
Mein Sohn schläft ganz gerne mal in meinem Bett…
Tja, und dann ist das eben erledigt, und er kann dort nicht schlafen…
Und so bekomme ich ihn meist ganz gut wieder in den Griff…
@Schnegge…
Ich freu mich auch wieder, hier zu sein…
So schön, wie ein Urlaub ist, aber es ist nun mal auch zu Hause sehr schön…
Das haben wir Beide wieder übereinstimmend beschlossen…
Liebe Grüße
Marlene
das ist genau diese Gratwanderung, hab ich recht.
Auf der einen Seite ist man froh, wenn ein zurückhaltendes Kind mal erzählt und möchte das auch nicht nur zu strenge Vorgaben einschränken. Auf der anderen Seite wäre es einem wichtig, dass das Kind auch eine gewisse Gesprächskultur lernt und die Möglichkeit hat, den Austausch zu üben.
Aber es ist schwierig so etwas vorzuleben, wenn man eben alleine ist. Ich war die ersten Jahre meines Lebens auch alleine mit meiner Mutter und ab und zu mit der Oma … Das gab später oft Krieg am Tisch, wenn mein Vater müde nachhause kam und ich permanent geredet habe.
Wir haben uns dann lange Jahre mehr oder weniger diszipliniert und beim Essen überhaupt nicht gesprochen.
Bis bei mir vor einem Jahr ein Umdenken stattgefunden hat und ich mir bewußt war, dass ich als erwachsener Mensch einen Einfluß auf dieses dumme Zeug (Nicht reden beim Essen) habe.
Heute brauchen wir keine Regelung mehr, jeder hört jedem zu und berücksichtigt, dass ein Anderer auch was sagen möchte. Nur Konflikte beim Essen sind bei meinem Vater immer noch tabu.
Da rastet er aus. Und weil die Essenzeit so im Allegemeinen die Kommunikationszeit ist, gibt es auch keine Konfliktzeit.
Mist, und jetzt muß ich Essen gehen. *gg*
Eure Schnegge
Genau Schneggelchen…
Die berühmte Gradwanderung…Es ist aber bei meinem Sohn bei allem so…Im Kindergarten früher…
Alleine die Frage, wie wars, hast Du denn heute was tolles gespielt ??? Die Antwort…Nööööööö…
In der Schule…Weder positive noch negative Dinge landen schnell bei mir…
Beispiel:
Ich komme in der Schule mit meinem Sohn zusammen der Lehrerin entgegen…
Sie strahlt mich an, bleibt stehen und sagt…
“ Und ? “ Ich ganz verlegen… “ Ähm, was meinen Sie ???
Ich sehe meinen Sohn an, und der weiß nicht worum es geht …Die Lehrerin schaut mich verwirrt an und sagt…
“ Na, die Arbeit, die 1 in der Arbeit… “
Ich schaue zu meinem Sohn, zur Lehrerin, wieder zu meinem Sohn und der sagt…
“ Ach soooo, ja Mama, wir haben heute die Mathearbeit wiederbekommen… Iss ne 1 geworden… “
Tja, so isser, der kleine Kerl…
Liebe Grüße
Marlene